Welche Aussagen kann die Ethnologie über aggressives Verhalten treffen?


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Dec 10 2010 1 mins   775

Aggressionsneigung bei allen Menschen vorhanden

Man kann sagen, dass Aggression ein verbindendes Element der Kulturen ist. Zwar gibt es keinen Aggressionstrieb im engeren Sinn, wie das früher vielleicht behauptet wurde. Aber es gibt bei allen Menschen eine gewisse Aggressionsneigung. Außerdem kann man feststellen, dass diese Neigung bei Männern tendenziell höher ist als bei Frauen, wenn wir Aggression nicht nur als Aggression mit Worten oder durch Witze auffassen, sondern als körperliche Gewalt. Diese Tendenz ist bei Männern eindeutig quer durch alle Kulturen gleich.

Kulturen gehen unterschiedlich mit Gewalt um

Kulturen unterscheiden sich sehr stark darin, inwiefern sie dieses Verhalten fördern oder etwas dagegen tun. Es gibt Kulturen, die die Männlichkeit ganz explizit unterstützen, indem sie Jungen verbieten zu weinen, sehr früh Kampfspiele einführen usw. und das bei Mädchen anders handhaben. Allerdings gibt es auch Kulturen, die genau das Gegenteil machen. Dort versucht man, sehr ausgleichend zu wirken und sogar Aggression bei Konflikten zu verhindern. Aber es gibt kein Volk, das als glückliche, friedliche Ethnie vom Himmel gefallen ist. Das ist die interessante Erkenntnis: Alle Kulturen müssen gegen Aggression explizit aktiv werden, wenn sie sie einschränken wollen.

Mit Ritualen und Gesprächen gegen Aggression

In Malaysia gibt es zum Beispiel Kulturen, die, wenn ein gewaltsamer Konflikt droht, die beiden Parteien zusammenführen und in einem Ritual die Wichtigkeit des friedlichen Umgangs für die ganze Gruppe betonen. Das wird sehr aktiv mit viel Aufwand, vielen Ritualen und vielen Gesprächen betrieben und zwar so, dass jeder der beiden Kontrahenten mit geradem Rückgrat aus diesen Verhandlungen wieder herausgehen kann. Auf diese Weise wird Aggression abgebaut bzw. verhindert.